SPD Waldkraiburg trauert um Elfriede Schmucker

Veröffentlicht am 14.12.2016 in Ortsverein

Im Gedenken an Elfriede Schmucker
(13.03.1932 – 30.11.2016)

... Als "Kind ihrer Zeit" musste sie mit ihrer Familie nach dem Ende des 2. Weltkriegs wie hunderttausende andere Sudetendeutsche ihre Heimat verlassen. ...

... Als sie eine Ausbildung zur Schneiderin machen wollte, hieß es: "Flüchtlinge nicht!" ...

... Sie wurde SPD-Mitglied! Mehr als 30 Jahre war sie stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) ...

... Gut, wenn es da Menschen wie Elfriede Schmucker gibt, für die es einfach selbstverständlich war, sich in ihrem Leben derart für die Allgemeinheit einzusetzen.

Elfriede Schmucker wurde 1932 in eine Zeit hineingeboren, die auch im Sudetenland - sie stammt aus Graslitz - von Unruhen geprägt war. Schon als Kind musste sie miterleben, wie ihr Vater, ein überzeugter Sozialdemokrat, mehrmals verhaftet wurde - nicht etwa von den Tschechen, wie sie später erzählte, sondern von den sudetendeutschen Henlein-Anhängern, der späteren NSDAP im Sudetenland. Aus Betroffenheit darüber beschloss sie bereits als 14-jährige, niemals in eine politische Partei einzutreten - und es sollten  fast 20 Jahre vergehen, bis sie diesen Entschluss revidierte und doch aktives Mitglied einer politischen Partei wurde und zwar, nachdem sie Vertrauen in die Demokratie gefasst hatte.
Als "Kind ihrer Zeit" musste sie mit ihrer Familie nach dem Ende des 2. Weltkriegs wie hunderttausende andere Sudetendeutsche ihre Heimat verlassen. Sie war noch keine 15 Jahre alt, als sie mit einem der letzten Transporte am 13.11.1946  Graslitz verließ, um sich im Lager Mettenheim wiederzufinden - gemeinsam mit ihren Eltern und einem Bruder, zwei Brüder waren im Krieg gefallen. Waldkraiburg existierte zu jener Zeit noch nicht.
Elfriede fand 1947 Arbeit bei den "Graslitzer Spielwaren", einem der vielen ehemals sudetendeutschen Unternehmen, die sich als "Industriegemeinschaft" auf dem Gelände der ehemaligen "Deutschen Sprengchemie" niedergelassen hatten.
Sie musste damals leider akzeptieren, dass kein Geld vorhanden war, um ihre Schulausbildung fortsetzen zu können. Als sie eine Ausbildung zur Schneiderin machen wollte, hieß es: "Flüchtlinge nicht!"
Nach mehreren Stationen fand sie erst 1954 für 11 Jahre eine feste Anstellung als Näherin bei der Fa. Ellinghausen. Ebenfalls 1954 heiratete sie den Heizungsmonteur Walter Schmucker und 1958 wurde ihr Sohn Helmut geboren.
Durch einen Lottogewinn des Schwiegervaters (es waren 2500 DM) konnten sich die jungen Eheleute 1957 dann ein Grundstück kaufen und ihr eigenes Haus bauen.
Zur "Neuen Heimat" gehörte für Elfriede Schmucker auch ein solidarisches Miteinander und ein aktives Wahrnehmen der Interessen anderer. So trat sie ebenfalls 1957 in die Gewerkschaft ein, wurde Betriebsrätin in ihrer damaligen Firma und ab 1960 Betriebsratsvorsitzende, ein Amt, das sie bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben 1990  innehaben sollte.
 Und 1966, im Zuge ihres Engagements im Bürgermeister-Wahlkampf von Dr. Josef Kriegisch, revidierte sie dann auch ihren mit 14 gefassten Entschluss, niemals in eine Partei einzutreten: Sie wurde SPD-Mitglied! Mehr als 30 Jahre war sie stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), die auch als enthusiastische Liwanzen-Bäckerinnen  Waldkraiburger Stadtgeschichte geschrieben haben und an deren Ausflüge zur Wuhrmühle sich heute noch Generationen von Kindern erinnern können.
1978 hatte sie erstmals für den Waldkraiburger Stadtrat kandidiert und wurde für 21 Jahre dessen Mitglied. Zugleich übertrug ihr das Stadtratsgremium das Amt einer "Ortswaisenrätin", welches sie ab 1990 als "Betreuungsrätin" auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Stadtrat noch bis 2014 ausübte.
Für die sozialen Belange setzte sich Elfriede Schmucker auch im Rahmen der Arbeiterwohlfahrt ein und war dort über 10 Jahre stellvertretende Vorsitzende.
Sie war Mitglied in mehr als 13 Vereinen und erhielt mehrere Auszeichnungen für ihr ehrenamtliches Engagement, u.a. die
Dr. Josef-Kriegisch-Ehrenmedaille, die höchste Auszeichnung der Waldkraiburger SPD.
Die Demokratie mag die beste aller uns bekannter Staatsformen sein - auf jeden Fall ist sie wohl die anstrengendste, weil sie jedermann - und jede Frau - zur Mitwirkung am Gemeinwohl auffordert. Gut, wenn es da Menschen wie Elfriede Schmucker gibt, für die es einfach selbstverständlich war, sich in ihrem Leben derart für die Allgemeinheit einzusetzen.
 
 

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